Natürlich handelt es sich bei "The
Matrix" um einen Science-Fiction-Film. Dennoch könnte
man die Matrix-Scheinwelt mit unserem Bewusstsein vergleichen,
während die im Film dargestellte "reale Welt"
des Kampfes gegen die Maschinen unser Unterbewusstsein symbolisiert.
Ich glaube, wenn wir unser Verhalten für einen Moment
reflektieren, spüren wir schnell, dass wir sehr viele
Dinge denken, fühlen und tun, die sich unserer bewussten
Wahrnehmung entziehen. Wer hat sich nicht schon sagen hören:
"Wie konnte ich nur? Was habe ich mir dabei gedacht?
Wieso fühle ich mich so?"
Unsere bewusste Wahrnehmung scheint ziemlich verzerrt zu
sein, was vor allem durch menschliche Probleme wie
Vereinsamung, Sinnverlust, Erschöpfungs-
und Depressionskrankheiten, selbstverletzendes Verhalten,
Suizidalität,
sowie auch Ignoranz und Egoismus zum Vorschein kommt.
Doch das eigentliche Problem der Sache liegt woanders, was
der Film gut vermittelt: Wir haben in der Regel nichts anderes
kennen gelernt als unsere Art und Weise der Wahrnehmung,
unserer
"persönlichen Matrix". Wir fühlen zwar
diesen "Splitter im Kopf", der uns zeitweilen
verrückt
macht, weil er an eine Realität erinnert, die sich mit
unserer nicht vereinbaren lässt. Dennoch blenden wir
ihn bewusst oder unbewusst aus, weil wir es so gelernt
haben. Wir sehen unser Leben nicht so, wie es wirklich ist,
sondern wie es uns beigebracht wurde zu sehen.
Das Leben ist jedoch stärker als unsere Prägungen
und konfrontiert uns hin und wieder mit Dingen, die laut unserer
Wahrnehmung
gar nicht sein dürfen.
"Das
darf doch nicht wahr sein! Gibt's doch gar nicht! Was ist bloss
in mich gefahren? Hätte ich doch nur..."
oder ähnlich ist dann unsere Reaktion. Solche Denkmuster sind
teilweise so tief in uns verankert, dass sie eine grosse
und
oftmals unbewusste
Macht
über unser ganzes Leben ausüben können. Dennoch
liegt es bei uns, ob wir unser Leben nach der "Vogel-Strauss-Taktik" ausrichten,
oder zu hinterfragen beginnen - und genau hier beginnt unser
Buch.
Um nochmals auf die eingangs angespielte Frage des Elternhauses
zurückzukommen: Es ist sekundär, ob und wie stark
unser Elternhaus an uns schuldig geworden ist. Ebenso sekundär
ist es, wie unsere Erzieher die Dinge sahen oder jetzt sehen,
weil
sie weder für uns denken noch für uns fühlen
können, auch
wenn sie dies vielleicht oft versuchten. Deshalb kann
uns nur eine Frage wirklich weiterbringen: Wie haben wir
selbst die prägenden Momente in unserer Biografie
gefühlsmässig,
also auf der Bauchebene empfunden? Was haben sie in uns ausgelöst?
Vielleicht müssen wir uns auch fragen, ob wir da überhaupt
noch etwas spüren.
Wie in "The Matrix" geht es auch in unserem Leben
um Entscheidungen, die wir treffen. Natürlich können
wir dabei nicht aus unserer Haut fahren, aber wir
können uns bei jeder schwierigen Situation zwischen
der roten Pille des Hinterfragens und der blauen Pille des
Verdrängens
entscheiden. Die Wahl der roten Pille mag manchmal unangenehm
sein, aber sie ist das einzige Heilmittel gegen ein bedeutungsloses
Leben in der Fremdbestimmung durch Umstände, Mitmenschen
oder Religionen.
Meines Erachtens liegt der Haken nicht darin, dass sich die
wahre Fülle des Lebens nicht finden liesse, sondern dass
die meisten die Suche danach schon längst aufgegeben
haben. Dennoch bleibt es unsere alleinige Entscheidung, wie
sehr wir am Leben interessiert sind und an der Wahrheit, die
in unserem Innern auf uns wartet. «Ob Du nun glaubst,
dass Du etwas tun kannst, oder ob Du glaubst, dass Du es nicht
tun kannst, Du wirst immer recht behalten.» (Henry
Ford)
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